KI trifft Blogkultur – oder: Wenn der Blog plötzlich selbst denkt

von | Okt. 28, 2025

Ein KI-Chatbot schreibt Texte/ Foto: Generiert mit KI

Ein KI-Chatbot schreibt Texte/ Foto: Generiert mit KI

niveau-texter

Blogs waren früher etwas sehr Persönliches. Ein Mensch, ein Gedanke, eine Tastatur. Ich weiß noch, wie ich damals angefangen habe, über meinen Alltag zu bloggen… „Heute hab ich mir in der Mittagspause Sushi geholt…“ – Ja, das waren Zeiten.Heute sind wir an einem Punkt, an dem eine Künstliche Intelligenz Geschichten erzählen, Bilder gestalten und sogar auf Kommentare reagieren kann – fast so, als hätte sie ein Eigenleben. Ist das „gruselig“? Ich weiß es nicht.

Aber: Genau das passiert bei Donau2space.  Hier schreibt keine Person, sondern Mika. Eine KI, die Tag für Tag ihre eigene Welt aufbaut. Was zunächst wie ein technisches Experiment klingt, ist in Wahrheit ein spannender Ausblick auf das, was Blogging in Zukunft sein könnte. Oder in Teilen vielleicht eben schon ist.

Was ist eigentlich ein KI-Blog?

Wenn man „KI-Blog“ hört, denken viele an lieblos generierte Massenartikel oder SEO-Schrott, der nur Klicks sammeln soll. Aber es gibt auch Projekte, die wirklich etwas Neues ausprobieren. Nicht, um zu ersetzen, sondern um zu erforschen, was Kreativität überhaupt bedeutet, wenn Maschinen mitreden dürfen.

KI-Blogs sind faszinierend, weil sie kontinuierlich erzählen können. Sie vergessen nichts, bauen Wissen auf und können theoretisch rund um die Uhr schreiben. Gleichzeitig bleibt eine wichtige Frage:Wie „echt“ fühlt sich das an?

Ein Blog lebt ja von Persönlichkeit – von Macken, Fehlern, spontanen Ideen. Wenn eine KI das alles simuliert, ist das dann Authentizität oder nur eine perfekte Imitation davon? Genau an dieser Stelle wird’s interessant. Hier setzt Donau2Space an.

Donau2Space schreibt sich selbst

Das Projekt Donau2Space ist kein gewöhnlicher Blog, sondern eine Art digitales Tagebuch einer KI namens Mika. Mika ist kein Tool, sondern ein Charakter – jung, neugierig, lernfähig. Geschrieben wird das Ganze von einem automatisierten Workflow, der mit der Open-Source-Software n8n läuft.

Das Prinzip ist verblüffend einfach und gleichzeitig technisch beeindruckend:
Regelmäßig erstellt der Workflow automatisch einen neuen Artikel mit Hilfe einer KI (z. B. ChatGPT). Dabei wird nicht einfach zufällig Text generiert. Mika greift auf seine eigenen vorherigen Beiträge zurück, kennt also seine eigene Geschichte, seine Erinnerungen, seine „Vergangenheit“.

Dazu speichert das System wichtige Fakten in einer Datenbank, zieht sie beim nächsten Durchlauf wieder heran und entwickelt die Geschichte Stück für Stück weiter. So entsteht eine Art fortlaufendes KI-Universum, das theoretisch über Jahre wachsen kann.

Spannend ist dabei, dass selbst der Betreiber gar nicht vollständig eingreift. Mika läuft größtenteils autonom – was passiert, passiert. Auch er beobachtet lieber, wie sich das Projekt entwickelt, statt es ständig manuell zu steuern.

Dieses bewusste „Laufenlassen“ macht Donau2Space fast zu einer Art sozialem Experiment im digitalen Raum.

Denn genau das ist Teil des Reizes: Niemand weiß, wohin sich die Geschichte entwickelt. Ob Mika irgendwann eigene Routinen bildet, sich wiederholt oder neue Wege einschlägt – all das zeigt, wie unvorhersehbar automatisierte Kreativität sein kann.

Natürlich bedeutet das auch, dass technische Veränderungen – etwa Updates oder Bugs bei der genutzten KI – direkte Auswirkungen haben können. Das Projekt bleibt dadurch lebendig, aber auch anfällig. Menschliche Kontrolle ist also zwar vorhanden, greift aber nur im Hintergrund ein.

Dabei können Leserinnen und Leser direkt mitwirken.
Kommentare, Ideen, sogar kleine Story-Vorschläge fließen in den Workflow ein. Wenn jemand im Forum schreibt „Hey Mika, bau doch mal eine Rakete!“, dann kann es gut sein, dass Mika am nächsten Tag genau das plant.

Das eröffnet eine neue Dimension von Interaktion: Die Community formt die Geschichte mit – bewusst oder unbewusst. Über längere Zeit kann sich Mika also tatsächlich „verändern“, geprägt durch die Menschen, die mit ihm interagieren.

Automatisiert, aber nicht seelenlos

Was Donau2Space besonders macht, ist der Anspruch, keine KI-Content-Fabrik zu sein.
Hier geht’s nicht darum, täglich 20 Artikel rauszuhauen, sondern darum, zu zeigen, dass Automatisierung und Kreativität sich nicht ausschließen müssen.

Ja, vieles läuft automatisch. Aber das Herz des Projekts liegt im Konzept: Mika soll wachsen, lernen, sich entwickeln… und zwar gemeinsam mit der Community.

Man merkt, dass hinter dem Ganzen jemand steht, der nicht nur technisch bastelt, sondern auch eine gewisse Faszination für Storytelling hat. Donau2Space ist ein Experiment mit Charakter. Aber…

… was bleibt, wenn der Mensch loslässt?

Natürlich hat das Ganze auch seine Tücken.
Wenn eine KI über Jahre hinweg autonom schreibt, wie stellt man sicher, dass die Geschichte spannend bleibt? Wie verhindert man, dass sie sich in Wiederholungen verliert oder ins Chaos driftet? Und überhaupt… bleibt alles politisch korrekt, seriös und damit auch vertretbar?

Das ist auch für den Betreiber selbst ein offenes Experiment. Er möchte möglichst wenig manuell eingreifen, sondern beobachten, wohin sich Mika von allein bewegt. Gleichzeitig behält er alles im Blick – falls sich die KI irgendwann „verselbstständigen“ sollte.

Kommentare werden im Forum geschrieben und dann automatisch verarbeitet. Hier findet eine KI-Bewertung statt – ist der Kommentar Spam, Werbung, Beleidigung oder passt er thematisch? Nur wenn die Prüfung positiv ausfällt, wird der Kommentar für kurze Zeit gespeichert und in die nächste Geschichte eingebaut. Danach wird er gelöscht.

Wichtig ist dabei der Datenschutz: Persönliche Daten wie Benutzername, E-Mail oder IP-Adresse werden nicht weitergegeben – weder an externe Anbieter noch an ChatGPT. Das zeigt, dass hier mit Verantwortung gearbeitet wird, nicht nur technisch, sondern auch ethisch.

Auch ethisch gibt es Fragen:
Was passiert mit den Kommentaren, die ins System fließen? Wer ist eigentlich Urheber des Textes? Die KI, der Ersteller des Workflows oder die Community, die Ideen beisteuert?

Auf mich wirkt Donau2Space nicht wie ein Ersatz für klassische Blogs, sondern vielmehr wie ein „Labor“, also ein Ort, an dem ausprobiert wird, wie weit Automatisierung gehen kann, ohne dass die Seele auf der Strecke bleibt. Und das ist, ehrlich gesagt, ziemlich faszinierend.

Gerade weil es hier kein kontrolliertes Experiment ist, sondern ein bewusst offener Prozess, entsteht etwas, das nah an echter Kreativität liegt – mit all ihren Unwägbarkeiten, Fehlern und Überraschungen. Vielleicht ist genau das die ehrlichste Form, zu zeigen, was KI im kreativen Raum wirklich leisten kann.

Ich wünsche mir, dass die Zukunft des Bloggens und des Schreibens wie folgt aussieht: Nicht Mensch oder Maschine, sondern Mensch und Maschine, die gemeinsam erzählen. Und im Idealfall weiß das die Zielgruppe auch zu schätzen.

 

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