Zu Besuch im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven

von | Okt. 25, 2025

Zu Besuch im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven/ Foto: niveau-klatsch

Zu Besuch im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven/ Foto: niveau-klatsch

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Bei unserem letzten Aufenthalt in Wilhelmshaven haben wir das Deutsche Marinemuseum besucht. Als jemand, der Geschichte studiert hat und sich auch privat gern mit historischen Themen beschäftigt, wollte ich mir diesen Ort schon länger ansehen. Das Museum widmet sich der Entwicklung der deutschen Militärseefahrt seit 1848 – von den ersten Flottenplänen bis zur heutigen Deutschen Marine.

Untergebracht ist es in der ehemaligen Scheibenhofwerkstatt, einem Backsteingebäude aus dem Jahr 1888, das früher Teil der Kaiserlichen Werft war. 1998 wurde dort das Museum eröffnet, das heute von der Stiftung Deutsches Marinemuseum getragen wird.

Geschichte in drei Epochen

Die Dauerausstellung trägt den Titel „Menschen, Zeiten, Schiffe“ und gliedert sich in drei große Zeitabschnitte. Der erste Raum befasst sich mit dem 19. Jahrhundert und den Anfängen der deutschen Marine. Der zweite widmet sich den Marinen im Zeitalter der Weltkriege – mit Uniformen, Ausrüstungsgegenständen, Flaggen und Schiffsmodellen, die zeigen, wie eng technische Entwicklung und politische Geschichte miteinander verbunden sind. Der dritte Raum behandelt die Zeit des Kalten Krieges bis in die Gegenwart.

Im Eingangsbereich steht das restaurierte Kleinst-U-Boot „Seehund“ aus dem Zweiten Weltkrieg. In einer Vitrine daneben liegen persönliche Gegenstände, die im Wrack gefunden wurden – kleine Dinge, die plötzlich die Menschen hinter der Technik sichtbar machen.

Auf dem Freigelände

Anschließend ging es nach draußen, auf das rund 3000 Quadratmeter große Freigelände direkt am Verbindungshafen. Dort stehen mehrere Schiffe und Boote, einige davon begehbar. Besonders spannend fand ich das U-Boot der Klasse 205, in das wir hinabgestiegen sind. Drinnen ist es extrem eng – kaum vorstellbar, wie dort mehrere Männer gleichzeitig gearbeitet und gelebt haben. Man spürt sofort, dass der Alltag an Bord nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch psychisch belastend gewesen sein muss.

Neben dem U-Boot liegen das Minenjagdboot „Weilheim“, das Flugkörperschnellboot S71 Gepard und der Lenkwaffenzerstörer „Mölders“. Außerdem gibt es einen Starfighter F-104, ein Schnellboot der DDR-Volksmarine und einen kleinen Schlepper mit Voith-Schneider-Antrieb. Jedes dieser Exponate erzählt auf seine Weise von einer bestimmten Phase deutscher Marinegeschichte.

Ein besonderes Projekt ist das ehemalige Segelschulboot „Nordwind“, das seit 2008 zum Museum gehört. Es wird von Ehrenamtlichen betreut und ist weiterhin fahrtüchtig – ein schönes Beispiel dafür, wie Geschichte lebendig gehalten werden kann.

Zwischen Geschichte und Gegenwart

Was mir an dem Museum besonders gefallen hat, ist der Ansatz, Marinegeschichte nicht nur über Technik zu erzählen, sondern im Zusammenhang mit Politik und Gesellschaft zu zeigen. Es geht hier nicht um Glorifizierung, sondern um Einordnung: Welche Rolle spielte die Marine in den verschiedenen politischen Systemen? Wie hat sich ihr Selbstverständnis verändert?

Für alle, die sich für historische Entwicklungen interessieren – oder einfach einen Blick hinter die Kulissen der deutschen Seefahrt werfen möchten – bietet das Museum viele Anknüpfungspunkte. Ich habe den Besuch als informativ, stellenweise auch nachdenklich, aber insgesamt sehr lohnend empfunden.

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