Mann, Maus oder Muschi? „Tough Mudder“ 2014 in NRW

von | Sep 9, 2014

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

niveau-texter

Sonntag, 09.20 Uhr.
Wir gehören zur ersten Gruppe des Tages, die sich fest vorgenommen hat, „Europas härteste Tough Mudder-Strecke“ zu bezwingen. Einfach so. Mit monatelanger Vorbereitung, Adrenalin bis zum Kinn und einem Riegel für den Notfall im Gepäck -bzw. im BH- geht es los.
Nach ein paar Jumping Jacks, Liegestütz und einem lauten „TOUGH MUDDER“ werden wir an den Start geschickt. Um jedoch überhaupt zur „Abschussrampe“ zu gelangen, müssen wir eine zwei Meter hohe Wand erklimmen. Leicht… zumindest im Team.

Nach unserem „Tough Mudder“-Schwur, bei dem wir der Angst entsagen, geloben aufeinander aufzupassen und der Erkenntnis, dass „Tough Mudder“ KEIN Rennen ist, bei dem es darum geht,als erster Teilnehmer durchs Ziel zu wetzen, geht es los. Wir fühlen uns inmitten des uns umgebenden Testosteronpegels ein wenig verloren, aber auch besonders. Bekommen sogar Szenenapplaus „für die Ladies“. Nett. Danke.

Zu den Klängen von „Eye of the Tiger“ starten wir, werden öfter überholt, wollen uns jedoch unsere Kräfte für die nächsten 18 km einteilen. Vernünftig und -oh so- weiblich. Egal.

Nach dem ersten Hindernis („Kiss of Mud“) sind wir „dirty“ und haben Blut geleckt. Es geht weiter über kleinere und große Gräben bis hin zu meinem persönlichen Horror „Artic Enema“. Habe ich noch am Vortag geschworen, „niemals“ in dieses Becken mit 4 Grad kaltem Eiswasser zu springen, springe ich… und merke, wie mir der Atem stockt. Geht das? Kann Wasser so kalt sein, dass es die Luft raubt? Oh ja, es kann. Meine Mitstreiterinnen kämpfen sich unter einem Brett durch das Eiswasser. Ich kapituliere und hopse an der Seite mit einem „Sorry! Geht nicht! Arschkalt!“ raus. Naja. Einen Versuch war’s wert. Kaltes Wasser und ich werden keine Freunde. Never.

Weiter.
Immerhin bin ich nicht festgefroren. Wir erreichen den ersten Verpflegungsstand mit Wasser und Powerriegeln (grob geschätzt 20.000 Kalorien). Soooo lecker.

Wir kriechen durch Erdhöhlen, unter Stacheldraht, beweisen uns beim „Cage Crawl“ wie ekelhaft doch Platzangst sein kann und scheitern glamourös beim Hangeln über einen Wassergraben.
Circa 760 Höhenmeter werden bezwungen. Die Waden kreischen. Wir auch. Die ein oder andere Scooter-Melodie wird in den Wald gegröhlt. Dann der nächste Horror: Der „Electric Eel“. Allein die Tatsache, sich mit Stromschlägen traktieren zu lassen, erscheint mir abstrus. Dazu aber noch Wasser unter sich zu wissen? Pervers. Viele umgehen das Hindernis. Ich auch. Ich kann es nicht. Vielleicht will ich auch einfach nicht. Meine Mitstreiterinnen kämpfen sich durch. Ich ziehe den Hut. Ihr seid die Besten!

So. Das war’s dann aber auch: Einmal beim Eiswasser gescheitert, beim „Electric Eel“ die Gruppen-Muschi gegeben: Der Rest muss luppen. Und er luppt.

Wir springen „todesmutig“ aus luftiger Höhe ins Wasser, rennen eine Halfpipe hoch, wo uns ein Typ, stark wie Hulk himself nach oben zerrt.

Letztes Hindernis: Nochmal Strom. Diesmal dürfen wir durchrennen. Ohne Wasser. Ich wäre nicht gerannt, wenn meine wundervollen Liebsten nicht an der Seite gestanden hätten. Aber sie standen da.
Also: Hände vor den Kopf, das letzte bißchen Hirn schützen und „Gib ihm!“.
Was soll ich sagen? Strom tut weh. Verdammt weh! Insgesamt hat es mich viermal erwischt. Das letzte Mal so stark, dass ich nurnoch über die Ziellinie geflogen bin, aber -f***ing hell- es hat sich gelohnt!

Fazit:
„Tough Mudder“ ist ein Erlebnis der besonderen Art. Wir sind begeistert von der Grundidee, der Umsetzung und der Hilfsbereitsschaft des Orga-Teams vor Ort. Wenn sich jemand verletzt hatte, war sofort ärztliche Hilfe zur Stelle, für ausreichend Verpflegung war gesorgt, die Stimmung war bombastisch.
Menschen, die einander nicht kennen, schieben, ziehen und drücken sich die Hindernisse hinauf, um am Ende aller Tage von einem gemeinsamen Glücksrausch gefesselt zu werden, der tagelang anhält.
Klar gibt es auch kleine „Teamschweine“, aber gibt es die nicht überall?

Wir lieben das Event und sind im nächsten Jahr wieder dabei! … Wenn wir Glück haben, ist bis dahin auch der Muskelkater weg… . Nur der Stolz, 18 Kilometer hinter sich gebracht zu haben bleibt… und die Gewissheit, seinen Enkelkindern vom 07.09.2014 zu erzählen.

Liebst,
Conny

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