Hallo, ihr Lieben,
am Mittwoch fand mein zweites Interview, dieses mal per Telefon, statt. Mein Interviewpartner war der sympathische Gerd Knebel vom hessischen Kult- Comedyduo „Badesalz“.
Lest selbst…, viel Spaß! =)
Conny: „Welcher Fähigkeiten bedarf es deiner Meinung nach, um im Comedy- Bereich Fuß zu fassen?“
G. Knebel:“Das ist besonders für den Medienbereich schwierig zu sagen. Es gibt Leute, die haben alle Fähigkeiten, die es braucht und schaffen es irgendwie trotzdem nicht, sich da durchzusetzen. Und dann gibt es wieder Leute, die haben viel weniger Qualität und schaffen es aus irgendeinem Grund weiterzukommen, weil sie vielleicht mehr Connections haben oder sich besser verkaufen können. Grundvoraussetzung sollte es jedoch sein, gute Texte schreiben zu können, vom Typ her zu passen, auch bestimmte eigene Sachen mit einzubringen und nicht zu kopieren. Heute wird wahnsinnig viel kopiert. Viel hat man einfach schon gehört und man freut sich über jeden, der ein wenig „merkwürdiger“ ist. Als Beispiel wäre hier Nico Semsrott zu nennen. Er hat eine Marktlücke entdeckt! Er macht depressive Comedy, verteilt „Unglückskekse“ und ist eben im Bereich Depression zugange. Das ist mal was Neues!“
G. Knebel: „Ja, ich finde, das ist ähnlich wie in der Musik. Ich mache ja auch Musik. An meinem letzten Projekt habe ich drei bis vier Jahre mit einem Metal- Gitarristen gearbeitet. Dabei fällt auf, dass der Bereich der Medien sehr eng gestrickt ist. Die Genres lassen einfach wenig zu. Es fing schon bei der Platte („Giftdwarf“) an. Die Platte ist grün und das weckt anscheinend einige Leute in der Szene auf. Eben was anderes als schwarz, was sonst üblich ist. Und einer der Kritiker schrieb:“Als ich die Platte in den Händen hielt, wollte ich sie in den Mülleimer werfen!“ Er hat sie sich garnicht angehört, nur das Cover gesehen und das Grüne hat ihn gestört. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass es auch in anderen Bereichen so zugeht. Eine große Angst ist (auch bei Redakteuren) immer, dass der Zuschauer irgendetwas nicht verstehen könnte – wo ich dann sage: „Lass es doch erstmal probieren!“. Wenn man immer nur einfache Sketche macht, dann werden die Leute auch nie besser „geschult“ werden und sich nie darauf einstellen, etwas Neues zu entdecken.
Jeder hat natürlich Vorbilder und es ist ja auch nicht schlecht, wenn man sich von etwas inspiriert fühlt und einen Style oder ein Genre gut findet. Das kann ja auch eine Motivation sein. Ich glaube, es gibt auf der Welt niemanden, der etwas ganz Neues auf der Welt entdeckt. Ich finde es aber immer schön, wenn jemand die Bühne betritt und etwas Eigenes mitbringt und probiert… und eben nicht nur klaut. Natürlich gibt es Genres, die sich überkreuzen. Es kommt vor, dass man eben Gedanken hat, die andere auch haben. Aber es kommt darauf an, das auf die eigene Art und Weise zu verkaufen.“
Denn nicht jeder Schreiber ist zwangsläufig ein guter Live-Comedian/Kabarettist. Ich frage mich manchmal, wenn ich Veranstaltungen besuche, ob das Publikum den Comedian immernoch so gut fände, wenn sie wüssten, dass er die Gags nicht selbst schreibt.“
Finde es auch für einen Profi ein bisschen armselig, ganze Nummern zu klauen. Das machen ja einige Comedians hier auch mit amerikanischen Sachen,die sie eins zu eins übernehmen,ohne jemals die Urheber zu nennen.Da fragt man sich schon: warum will sojemand eigentlich Comedian sein,wenn ihm nichts einfällt? Warum wird er nicht lieber Witzeerzähler? Das wäre ehrlicher.“
G. Knebel: „Wir spielen jetzt noch viermal unser Badesalz- Programm und dann ist die Tour beendet. Henni schreibt auch gerade ein Buch und macht nächstes Jahr etwas mit Rick Kavanian zusammen. Und ich arbeite gerade an einem neuen Solo- Programm. Mein derzeitiges Solo- Programm spiele ich auch noch viermal.“