Niveau-Klatsch“meets“ Gerd Knebel

von | Jul 18, 2012

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

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Hallo, ihr Lieben,
am Mittwoch fand mein zweites Interview, dieses mal per Telefon, statt. Mein Interviewpartner war der sympathische Gerd Knebel vom hessischen Kult- Comedyduo „Badesalz“.
Lest selbst…, viel Spaß! =)

Conny: „Welcher Fähigkeiten bedarf es deiner Meinung nach, um im Comedy- Bereich Fuß zu fassen?“
G. Knebel:“Das ist besonders für den Medienbereich schwierig zu sagen. Es gibt Leute, die haben alle Fähigkeiten, die es braucht und schaffen es irgendwie trotzdem nicht, sich da durchzusetzen. Und dann gibt es wieder Leute, die haben viel weniger Qualität und schaffen es aus irgendeinem Grund weiterzukommen, weil sie vielleicht mehr Connections haben oder sich besser verkaufen können. Grundvoraussetzung sollte es jedoch sein, gute Texte schreiben zu können, vom Typ her zu passen, auch bestimmte eigene Sachen mit einzubringen und nicht zu kopieren. Heute wird wahnsinnig viel kopiert. Viel hat man einfach schon gehört und man freut sich über jeden, der ein wenig „merkwürdiger“ ist. Als Beispiel wäre hier Nico Semsrott zu nennen. Er hat eine Marktlücke entdeckt! Er macht depressive Comedy, verteilt „Unglückskekse“ und ist eben im Bereich Depression zugange. Das ist mal was Neues!“

 
Conny: „Aber trotz allem gehört auch viel Glück dazu?“

G. Knebel: „Ja, ich finde, das ist ähnlich wie in der Musik. Ich mache ja auch Musik. An meinem letzten Projekt habe ich drei bis vier Jahre mit einem Metal- Gitarristen gearbeitet. Dabei fällt auf, dass der Bereich der Medien sehr eng gestrickt ist. Die Genres lassen einfach wenig zu. Es fing schon bei der Platte („Giftdwarf“) an. Die Platte ist grün und das weckt anscheinend einige Leute in der Szene auf. Eben was anderes als schwarz, was sonst üblich ist. Und einer der Kritiker schrieb:“Als ich die Platte in den Händen hielt, wollte ich sie in den Mülleimer werfen!“ Er hat sie sich garnicht angehört, nur das Cover gesehen und das Grüne hat ihn gestört. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass es auch in anderen Bereichen so zugeht. Eine große Angst ist (auch bei Redakteuren) immer, dass der Zuschauer irgendetwas nicht verstehen könnte – wo ich dann sage: „Lass es doch erstmal probieren!“. Wenn man immer nur einfache Sketche macht, dann werden die Leute auch nie besser „geschult“ werden und sich nie darauf einstellen, etwas Neues zu entdecken.
Jeder hat natürlich Vorbilder und es ist ja auch nicht schlecht, wenn man sich von etwas inspiriert fühlt und einen Style oder ein Genre gut findet. Das kann ja auch eine Motivation sein. Ich glaube, es gibt auf der Welt niemanden, der etwas ganz Neues auf der Welt entdeckt. Ich finde es aber immer schön, wenn jemand die Bühne betritt und etwas Eigenes mitbringt und probiert… und eben nicht nur klaut. Natürlich gibt es Genres, die sich überkreuzen. Es kommt vor, dass man eben Gedanken hat, die andere auch haben. Aber es kommt darauf an, das auf die eigene Art und Weise zu verkaufen.“

 
Conny: „Ist viel Eigenkreativität gefragt oder läuft alles über Gagschreiber?“
G. Knebel: „Es gibt solche und solche. Manchmal bin ich überrascht, wenn ich jemanden treffe, der mir sagt, dass er für „X“ das Programm geschrieben hat. Es gibt viele Comedians, die Schreiber haben. Ich weiß nicht, wie man das beurteilen soll. Für mich selbst könnte ich es mir nicht vorstellen. Das ist wahrscheinlich mit einer Coverband zu vergleichen. Eigentlich ok, wenn ein Schreiber der selbst nicht auftreten kann,sich einen Comedian sucht ,der seine Texte  gut rüberbringt.
Denn nicht jeder Schreiber ist zwangsläufig ein guter Live-Comedian/Kabarettist. Ich frage mich manchmal, wenn ich Veranstaltungen besuche, ob das Publikum den Comedian immernoch so gut fände, wenn sie wüssten, dass er die Gags nicht selbst schreibt.“
 
Conny: „Aber bei Badesalz macht ihr alles selber?“G. Knebel: „Wir schreiben alles selbst. Unser Regisseur war einmal begeistert von einer hollländischen Truppe und von ein paar Nummern richtig angetan, fand es aber blöd, sie zu kopieren. Darauf haben wir sie angefragt. Wir haben die Rechte gekauft, die Gags auf unsere Art und Weise gedreht und ihnen geschickt und ihnen hat es gefallen. So geht es doch auch! Es gibt aber auf der anderen Seite auch Leute, die unsere Nummern gespielt haben und eben nicht gefragt haben. Wir haben es erst drei Jahre später herausbekommen. Da ist jemand mit einer Nummer von uns ewig durch das Land gezogen und fragt später, ob er sie spielen darf. Da wir sie aber selbst noch gespielt haben, haben wir abgelehnt, zumal es vorkam, dass Leute dachten, wir hätten ihre Nummer kopiert.

Finde es auch für einen Profi ein bisschen armselig, ganze Nummern zu klauen. Das machen ja einige Comedians hier auch mit amerikanischen Sachen,die sie eins zu eins übernehmen,ohne jemals die Urheber zu nennen.Da fragt man sich schon: warum will sojemand eigentlich Comedian sein,wenn ihm nichts einfällt? Warum wird er nicht lieber Witzeerzähler? Das wäre ehrlicher.“

Conny: „Was gefällt dir besser? Auftritte vor Live- Publikum oder TV- Produktionen?“
G. Knebel: „Live- Publikum ist natürlich am besten, weil es unmittelbar ist. Auf der anderen Seite können auch Dreharbeiten lustig sein, auch wenn sie sehr anstrengend sind, da man meist früh aufstehen muss. Für Leute wie uns, die eben gern länger schlafen, weil sie nachts wach sind, ist das eine stressige Umstellung. Aber ich finde live schon in gewisser Weise besser. Beim TV- Dreh hat man mehr Möglichkeiten, etwas zu probieren. Wenn live mal etwas daneben ging, kann man sich sagen, dass morgen der nächste Auftritt kommt, beim Dreh macht man die Szene eben nochmal. Beides hat was. Mit Hilfe von Stimmung und Phantasie kann man beim Dreh in ganz andere Bereiche kommen. Das ist live eben begrenzt.“
 
Conny: „Wird man denn mit den Rollen identifiziert?“
G. Knebel: „Ja. Ich höre das öfter. Bei mir sagt man manchmal: „Der läuft mit so einem bösen Gesicht durch die Gegend.“. Teilweise dient es auch als Schutz. Da ist man froh, dass einen nicht jeder anspricht. Es gibt Leute, die der Meinung sind, man müsste mittags mit ihnen ein Bier trinken gehen, weil das zur Rolle passt. Und die verstehen dann nicht, wenn man sagt, dass man eben mittags privat kein Bier trinkt. Das ist eigenartig und ich denke, dass das vielen Leuten so geht.“
 
Conny: „Und jetzt gehst du solo auf Tour?“

G. Knebel: „Wir spielen jetzt noch viermal unser Badesalz- Programm und dann ist die Tour beendet. Henni schreibt auch gerade ein Buch und macht nächstes Jahr etwas mit Rick Kavanian zusammen. Und ich arbeite gerade an einem neuen Solo- Programm. Mein derzeitiges Solo- Programm spiele ich auch noch viermal.“

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