Der 15.6. wird ein Tag der Entscheidung werden.
Es wird spannend, wenn sich entscheidet, ob der amtierende Oberbürgermeister Düsseldorfs (Dirk Elbers) im Amt bleiben darf oder ob ihn sein Herausforderer Thomas Geisel ablöst.
Schon im Rahmen der ersten Wahl am 25. Mai zeigte sich:
Es ist knapp. Verdammt knapp.
„RP Online“ titelte gestern: „Im Netz hat Elbers keine Chance“.
Circa 2500 Menschen sind Mitglied einer facebook-Gruppe, die den Titel „Abwahl von Dirk Elbers“ trägt. Wir sind gespannt und bleiben dran… und gehen wählen.
Trotz Wahlkampf hat sich Thomas Geisel dazu entschlossen, uns zu einem Interview zu treffen.
Wir freuen uns sehr, dass er sich die Zeit genommen hat und sich mit uns über die Wahl, die Stimmung, den CSD und vieles Weitere unterhalten hat.
Liebst,
Conny
Conny: „Wie geht es Ihnen denn nach der letzten Wahl bzw. vor der Stichwahl?“
T. Geisel: „Es geht mir sehr gut. Natürlich habe ich mich sehr über das Ergebnis der ersten Runde gefreut. Ich habe den Eindruck, dass die Partei und die Menschen, die mich unterstützen, unglaublich motiviert sind. Ich bekomme so viele Mails und Zuspruch von Menschen, die ich teilweise überhaupt nicht kenne. Von daher glaube ich, dass im Moment eine Art Euphorie vorherrscht. Eine Wechselstimmung ist definitiv vorhanden. Selbstverständlich ist der Wahlkampf immer auch eine stressige Zeit, aber ich empfinde diesen Stress als außerordentlich positiv.“
Conny: „Auf Ihren Plakaten steht immer, Sie seien der „richtige“ Oberbürgermeister für Düsseldorf. Was macht denn dieses „Richtig“ genau aus?“
T. Geisel: „ Ich bin der Meinung, dass der richtige Oberbürgermeister ein Mensch ist, der zu Düsseldorf passt. Ich bin jemand, der Weltoffenheit, Neugier und Dynamik verkörpert. Daher finde ich, dass diese Eigenschaften gut zu einer Stadt wie Düsseldorf passen.“
Conny: „Wie kommt man darauf zu sagen: „Ich möchte gerne Oberbürgermeister werden!“?“
T. Geisel: „Letzten Endes bin ich gefragt worden. Ich habe 20 Jahre in der Wirtschaft gearbeitet und war immer politisch interessiert. Meine ersten beiden beruflichen Stationen waren eng mit der Politik verknüpft. Auch während meiner Tätigkeit in der Wirtschaft habe ich nie das Interesse am politischen Bereich verloren. Zudem habe ich immer gesagt, dass ich mit 50 Jahren nocheinmal etwas Neues machen möchte. Es war also auch eine –wie ich finde- glückliche Fügung, dass ich gerade zu dieser Zeit gefragt wurde, ob ich zur Verfügung stünde. Daher habe ich nicht lange gezögert und die Herausforderung angenommen.“
Conny: „Können Sie uns zentrale Projekte nennen, die Sie umsetzen möchten, wenn Sie die Wahl gewinnen?“
T. Geisel: „Es gibt vier große Themen in meinem Wahlkampf: bezahlbaren Wohnraum im erforderlichen Umfang, das Gleichgewicht zwischen Zentrum und den Stadtteilen, eine moderne Mobilität und Verkehrspolitik und Investitionen in die wachsende Stadt, insbesondere in Bezug auf Bildung und Betreuung. Es gibt zum Beispiel seit 25 Jahren eine Industriebrache zwischen Benrath und Paulsmühle, also das ehemalige Kaltwalzwerk von Thyssen. Hier ist all die Jahre nichts passiert. Es gibt sicherlich ein Altlastenproblem, aber es geht um einen Standort, der sich ideal für einen Mix aus Wohnen und Gewerbe eignet. Dieses Thema muss –gerade vor dem Hintergrund eines dramatischen Wohnraummangels- zeitnah in Angriff genommen werden. Ich bin auch oft in Garath. Die Menschen, die vor 50 Jahren hierher gezogen sind, sind mittlerweile teilweise sehr alt. Daher muss der Stadtteil so restrukturiert werden, dass die Menschen dort bleiben können. Das bedeutet, dass hier ein Bedarf an barrierefreiem Wohnraum besteht. Außerdem muss Garath auch wieder für junge Familien, die kreative Community und Studenten attraktiv werden.“
Conny: „Ja, Garath hat nicht den besten Ruf…“
T. Geisel: „Ja, aber ganz ehrlich? Ich finde, zu unrecht! Die meisten, die ein schlechtes Bild von Garath haben, waren im Zweifel noch nie da. Garath hat ein Riesenpotenzial.“
Conny: „Düsseldorf ist im Moment so stolz auf seine Schuldenfreiheit. Wie sollen denn die
Projekte bezahlt werden?“
T. Geisel: „Wenn man vorhat, eine Industriebrache in Wohnraum zu konvertieren, würde ich danach fragen, wer damit beauftragt wird. Die Grundstücke gehören momentan Thyssen Krupp. Nehmen wir an, dass das Unternehmen Rückstellungen für Altlasten hat, was bedeutet, dass das Grundstück preiswert abgegeben wird. Selbstverständlich muss das Grundstück auch saniert werden. Das muss natürlich so preiswert und vollständig wie möglich gemacht werden. Wohnungen zu bauen ist grundsätzlich ein lukratives Geschäft. Hier werden Vermögenswerte geschaffen, die auch wieder rentierlich sind. Die Mieteinnahmen stehen dem Eigentümer zu und wenn es sich beim Eigentümer um die Stadt handelt, stehen sie der Stadt zu. Ich denke, dass es keinen Grund gibt, weshalb eine Investition der Stadt weniger rentierlich sein soll als eine Investition, die ein Investor vornimmt. Wir dürfen nicht anfangen, laufende Ausgaben durch Kredite zu finanzieren, aber wenn wir investieren, um Vermögenswerte und Erträge zu schaffen, gibt es keinen Grund, weswegen so etwas nicht auch mit Fremdkapital passieren sollte… solange die Rendite höher ist als die Kapitalkosten. Ich bin Kaufmann mit schwäbischen Wurzeln. Bei mir wird nichts gemacht, was kaufmännisch keinen Sinn macht (lacht).“
Conny: „Im Rahmen des CSD fand ein Spontanduell mit Herrn Elbers statt. Sind Sie denn im Allgemeinen zufrieden mit dem Wahlkampf?“
T. Geisel: “Mir wurde zum CSD gesagt, ich möge ein kurzes Grußwort vorbereiten, aber ich habe mich sehr gefreut, dass es im Anschluss zu einer Diskussion zwischen Herrn Elbers und mir gekommen ist. Der Schlagabtausch war menschlich entspannt und genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Mit dem kompletten Wahlkampf bin ich sehr zufrieden. Ich habe ein tolles Team und hochmotivierte Mitstreiter innerhalb und außerhalb der Partei. Ich denke, dass auch viele Menschen davon beeindruckt sind, wie gut wir auf die Stichwahl vorbereitet waren.“
Conny: „Sind Sie denn der Meinung, dass Düsseldorf eine familienfreundliche Stadt ist?“
T. Geisel: „Es gibt immer Handlungsbedarf. Wir fühlen uns mit unseren fünf Kindern hier sehr wohl. Von daher empfinde ich Düsseldorf als sehr kinderfreundlich. Natürlich haben wir hier eine besondere Situation, da die Lebenshaltungskosten –insbesondere die Mieten- hier so hoch sind, dass sich eine Familie das Leben hier oft nur leisten kann, wenn beide Eltern arbeiten. Daher haben wir einen besonders hohen Bedarf an Betreuungsplätzen, aber auch an Ganztagsbetreuung in der Schule. Ich verstehe nicht, warum die Mittel für den Offenen Ganztag eingefroren wurden. Auch in der Zukunft werden wir hier investieren müssen. Ich habe immer gesagt, dass Investitionen in die Kinder Investitionen in die Zukunft sind. Von daher handelt es sich hierbei um gut angelegtes Geld.“
Conny: „Sie sind beim CSD mitgelaufen…“
T. Geisel: „Ja, mit meiner kompletten Familie.“
Conny: „…, aber Sie sind dagegen, dass der CSD auch durch städtische Gelder unterstützt wird. Warum eigentlich?“
T. Geisel: „Ich bin nicht der Meinung, dass die Stadt bürgerschaftliches Engagement, wie Karneval, Schützenbrauchtum oder CSD, unmittelbar subventionieren muss. Zumindest dann nicht, wenn solche Veranstaltungen auch ohne direkte Subventionen funktionieren. In der Vergangenheit hat alles ohne finanzielle Unterstützung der Stadt funktioniert. Allerdings sind die Auflagen, die für Umzüge gemacht werden, vor allem nach den Erfahrungen der Loveparade in Duisburg, heute viel strenger. Die Sicherheitsauflagen, die diese Umzüge ermöglichen, kosten viel Geld. Da der Verursacher dieser Auflagen die öffentliche Hand ist, ist es fair, wenn die Veranstalter sagen, dass sich die öffentliche Hand auch an diesen Kosten beteiligen muss. Ich würde daher zwischen einer unmittelbaren Subvention dieser Aktivität und einer Beteiligung an den Kosten, die diese Veranstaltung möglich machen, trennen. Aber klar ist auch: Bei mir wird Ehrenamt besser gefördert.“
Conny: „“Karneval“ ist ein gutes Stichwort. Ich habe in Ihrem facebook-Profil gesehen, dass Sie gerne Karneval feiern…“
T. Geisel: (lacht) „Meine Frau und ich hatten im Karneval in Düsseldorf unglaublich viel Spaß.“
Conny: „Gehören denn Karneval und Politik hier zusammen?“
T. Geisel: „Karneval gehört zur Identität Düsseldorfs. Ich bin kein geborener Rheinländer und ich gebe auch zu, dass mir der Karneval nicht an der Wiege gesungen wurde. Aber ich hatte dieses Jahr viel Freude daran. Ich gehe zum Lachen nicht in den Keller.“
Conny: „Wie sehen die nächsten Tage bis zur Stichwahl aus?“
T. Geisel: „Wir machen mit hoher Schlagzahl weiter. Ich habe an die 2500 Termine und versuche, so viele Menschen wie möglich zu treffen. Ich führe Gespräche mit Multiplikatoren, Medien und mache Hausbesuche. Außerdem zeige ich mich bei kulturellen Events wie der Jazzrally oder der gestrigen Premiere im Schauspielhaus. Ich werde mich nicht schonen.“
Conny: „Haben Sie eine Prognose für uns?“
T. Geisel: „Ich glaube, dass das Ergebnis im Wesentlichen von der Wahlbeteiligung abhängt. Aber da ich das Gefühl habe, dass viele Menschen den Wechsel wollen und wissen, was sie dafür zu tun haben, bin ich ganz zuversichtlich.“