Ein Viertel mehr gefährdete Kinder in nur fünf Jahren – was ist da los in NRW?
Die Jugendämter im bevölkerungsreichsten Bundesland schlagen Alarm: Im Jahr 2024 wurden über 17.000 Fälle von akuter oder latenter Kindeswohlgefährdung festgestellt. Eine Zahl, die nicht nur besorgniserregend ist – sie ist knapp 25 Prozent höher als noch 2019! Damals waren es „nur“ rund 13.800 Fälle. Die Zahlen kommen frisch vom Statistischen Landesamt IT.NRW – und sie machen fassungslos.
Vor allem der Anstieg akuter Gefährdungen ist erschreckend: 10.970 Kinder waren laut Einschätzung der Jugendämter im letzten Jahr sofort und konkret gefährdet. Das sind 55 Prozent mehr als noch 2019.
Latente Gefährdungen – also Fälle, in denen eine Gefahr (noch) nicht klar nachweisbar, aber auch nicht auszuschließen ist – gingen leicht zurück. Trotzdem: Über 6.200 Kinder lebten 2024 in genau dieser Grauzone.
Vernachlässigung bleibt das größte Problem
Wenn es um das „Wie“ der Gefährdung geht, zeigt sich ein trauriges Bild: In über 9.000 Fällen lag eine Vernachlässigung vor – damit ist sie die häufigste Form der Kindeswohlgefährdung in NRW. Auch körperliche Gewalt (5.742 Fälle), psychische Misshandlung (6.351 Fälle) und sexuelle Gewalt (1.272 Fälle) wurden dokumentiert. Besonders bitter: In vielen Fällen kamen gleich mehrere Formen der Gefährdung zusammen.
Insgesamt fast 68.000 Prüfverfahren – und viele davon waren ernst
Insgesamt führten die Jugendämter knapp 68.000 Gefährdungseinschätzungen durch – das sind satte 36,8 Prozent mehr als noch 2019. Und rund ein Viertel dieser Einschätzungen endete mit dem Ergebnis: akute oder latente Gefährdung.
In weiteren 34 Prozent der Fälle sahen die Fachleute zwar keine akute Gefahr, aber immerhin dringenden Hilfebedarf – da läuft also auch etwas schief. In 41 Prozent der Fälle konnte Entwarnung gegeben werden.
Wer schlägt Alarm?
Fast ein Drittel der Hinweise kam 2024 von Polizei, Gerichten oder Staatsanwaltschaften. Schulen und Kitas meldeten rund 13 Prozent der Fälle. Anonyme Hinweise machten knapp 10 Prozent aus, Nachbarn oder Bekannte immerhin rund 9 Prozent.
Technikprobleme im Jahr davor? Klar, macht den Vergleich schwer
Ein Vergleich mit dem Vorjahr 2023 ist laut IT.NRW mit Vorsicht zu genießen – technische Schwierigkeiten sorgten damals dafür, dass manche Kommunen ihre Daten nicht oder nur unvollständig melden konnten. Trotzdem ist der Trend über die Jahre deutlich – und erschreckend klar: Die Zahl gefährdeter Kinder in NRW ist hoch – und sie steigt.


