Taubertal 2024: Unvergessliche Highlights & Momente

von | Aug 13, 2024

Taubertal Festival/ Foto niveau-klatsch

Taubertal Festival/ Foto niveau-klatsch

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Still und ruhig liegt die Hauptbühne im grünen Tal, als wir am Donnerstag in Rothenburg ankommen. Etwas Rauch liegt in der Luft, aber Musik ist noch nicht zu hören. Das Taubertal-Festival gehört mithin zu den landschaftlich schönsten Musikveranstaltungen des Landes. In der Flussschleife der Tauber zwischen Bronnemühle und dem Topplerschlösschen treffen sich seit 1996 jährlich bis zu 18.000 Musikbegeisterte, um dem stillen Tal mal gehörig den Marsch zu blasen. Während auf der Steinbruch-Stage bereits ab 19 Uhr die Bands loslegen, liegt der Rest des Geländes noch in einem Dornröschenschlaf.

Am Freitag ist es dann aber soweit. Nach dem ab 9:30 Uhr in der Festival-Village auf dem Berg Yoga angeboten wird, starten dort die ersten Bands um 13 Uhr. Im Tal geht’s dann aber mit Akne Kid Joe als erstem Live-Act nach Magustry aus den Niederlanden richtig los. Die vierköpfige Punkband aus Nürnberg, die sich aus der Kneipe Arsch & Friedrich kennen, machen gleich von Anfang an klar, dass hier nicht rumgealbert wird.

Der spontanen Bandgründung in 2016 folgte bereits im Jahr 2017 die erste EP Haste nicht gesehen! Sowie ein You-Tube-Video. Bis heute liegen drei Alben vor und ein Preis für Kunst und Wissenschaft der Heimatstadt Nürnberg. Die Band tourt gerade und wer es auf dem Taubertal nicht geschafft hat, kann die Band am Samstag, den 17.08.2024 in Düsseldorf auf dem Rock gegen Rechts im Volksgarten sehen.

Auf der Hauptbühne laufen sich ab 17 Uhr Swiss & die Andern warm. Alle im roten Sportdress, erst mit Shirts und später ohne, rocken die fünf Jungs aus Hamburg, was das Zeug hält. Die Punkrockband ist stark von politischen Themen beeinflusst und seit ihrer legendären Kutter-Fahrten im Hamburger Hafen 2014 für Fans und Musikjournalisten ist viel Zeit vergangen. Mittlerweile hat die Band fünf Alben veröffentlicht und stößt mit ihrer aggressiven Merchandise-Politik zuweilen auf Kritik in der Punk-Szene.

Gegen 18 Uhr kommen dann die Nova Twins auf der Natural Stage in Fahrt. Das Duo Amy Love und Georgia South aus London starteten 2014 unter dem Namen BRAATS, änderten den Namen aber noch im Laufe des ersten Jahres in Nova Twins um. Bereits 2017 tourten sie im Vorprogramm von Skunk Anansie und waren 2018 auf einer großen Tour durch Nordamerika und Europa unterwegs. In den folgenden Jahren haben die beiden Künstlerinnen viele Nominierungen bekommen und einige Awards erhalten. Bis heute hat sich die Band die raue Spielart der Anfangszeit bewahrt, die von Paul Lester im Guardian als „basslastiger Krach mit jähzornig-anspieledem Gesang“ ziemlich gut charakterisiert wurde.

Die Giant Rooks sind danach auf der Hauptbühne und der Charme der fünf jungen Männer aus Hamm in Westfalen springt sofort aufs Publikum über. Die Band spielt ihre Hits und das Publikum geht sofort bei den Songs mit. Bereits 2019 streamten 50 Millionen Menschen ihre EP Wild Stare und nach zehn Jahren hat die Band mit ihrer Platte „How have you been?“ bereits  eine Woche nach Veröffentlichung Platz eins der Albumcharts erreicht.

Mit Esther Graf war danach auf der Natural Stage Party angesagt. Die Sängerin aus Österreich hat neben ihrer Karriere als Co-Moderatorin von Vitamin E bei Radio Fritz auch bereits eine ansehnliche Diskografie entwickelt. Auf der Bühne ist aber einfach nur Spaß angesagt und davon versteht sie was.

Ab 20.30 Uhr bestimmen dann die Beatsteaks das Geschehen auf der Hauptbühne. Nach fast dreißig Jahren auf der Bühne verstehen die Jungs ihr Handwerk und das Publikum gibt hier vor der Bühne alles. Seit Smack Smash sind zwanzig Jahre vergangen und wer das Album kennt, weiß warum das Album als ihr Durchbruch gehandelt wird „I don’t care as long as you sing“. Nach mittlerweile neun Alben können die Musiker aus dem Vollen schöpfen und ein Hit reiht sich an den Nächsten.

Bevor dann Alligatoah mit seiner abgefahrenen Show die Acts an dem Tage auf der Hauptbühne beendet, schauen wir noch bei Zebrahead vorbei. Die fünf Jungs aus Orange County, Kalifornien machen richtig Dampf und im Moshpit vor der Bühne dreht sich einiges um sich selbst.

Angeheizt von diesem fantastischen Gig versammeln sich letztlich alle Fans beim Headliner des Abends und dieser Lukas Strobel aus der Nähe von Cuxhaven, der sich zu Anfang seiner Karriere in die Personen Kaliba 69 und DJ Deagle aufteilte, um seine Funktion als Rapper vom Beatproduzenten zu trennen, fand mit Alligatoah einen Bandnamen ohne besondere Bedeutung, in der er seine Alter Egos einbrachte, damit er wie viel zitiert „nicht mehr so alleine sei“.

Bei der Show ist er nun nicht mehr alleine, wobei die tatsächliche Avantgarde ist, dass alle Beteiligten eher wieder wie Alter Egos wirken und wie durch den Ausdruck seines Willens sowie der verschiedenen Stimmungen des Künstlers angetrieben scheinen. Ein Chaos, das sich perfekt im zentralen Künstler bündelt.

Carsten Klebe

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