Hallo, ihr Lieben!
Horst Lichter ist eine der sympathischsten Persönlichkeiten, die das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Im letzten Jahr wurde er mit der „Goldenen Kamera“ als beliebtester TV-Koch ausgezeichnet.
Aktuell tourt der liebe Horst mit seinem neuesten Programm „Herzenssache“ durch die Lande (alle aktuellen Termine findet ihr hier!).
Wir haben uns mit ihm unter anderem über seine Tour, Glück und die „Oldiethek“ unterhalten. Außerdem hat er uns verraten, was er vom aktuellen Vegetarier- und Vegan-Trend hält.
Vielen Dank an den wunderbaren Horst Lichter für seine Zeit und wünschen euch viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Liebst,
Conny
Conny: „Dein neues Programm heißt „Herzenssache“. Wie ist das Gefühl nach der Vorpremiere? Wie kam das Programm an?“
H. Lichter: „Es war sehr schön. Die Menschen hatten viel Spaß und ich habe viel Applaus und viele Lacher bekommen. Trotzdem habe ich ernsthaft für mich überlegt, ob ich es wirklich schaffe, auf der Bühne so offen zu sein, wie ich es mir vorgenommen habe. Aber wenn man an fünf Abenden hintereinander in unterschiedlichen Städten Standing Ovations bekommt und die Menschen Tränen lachen und auch manchmal sehr betroffen sind, habe ich das erreicht, was ich erreichen wollte. Ich bin mir treu geblieben, indem ich mein Leben erzähle. Zudem haben es die Menschen so aufgenommen, wie ich es rüberbringen wollte.“
Conny: „Wie am es zu dem Titel „Herzenssache“? Hast du länger über diese Überschrift nachgedacht?“
H. Lichter: „Ich habe über das Programm an sich länger nachgedacht. Ich hatte die Idee dazu seit zwei Jahren. Das Ganze war mir ein Herzenswunsch. „Herzenssache“ als Titel habe ich erstmal nicht thematisiert. Wir haben im Team viel darüber diskutiert. Der Name kam nicht von mir, sondern von einer Mitarbeiterin, die sagte, dass „Herzenssache“ optimal passen würde.“
Conny: „Wie entsteht ein Programm wie „Herzenssache“?“
H. Lichter: „Irgendwann habe ich Freunden und meiner Frau erzählt, was ich gerne einmal auf der Bühne machen möchte. Mein Umfeld hat alle meine Programme gesehen. Meine Frau sagte: „Horst, jedes Mal, wenn du erzählst, was du wirklich erlebt hast, haben die Menschen am meisten Spaß und lachen Tränen.“. Die Leute würden merken, ob jemand etwas für mich geschrieben hat und ich es auswendig gelernt habe oder ob es wirklich wahr ist. Ich bin kein Schauspieler oder Comedian. Ich darf -Gott sei Dank- immer nur ich sein. Ich muss mich nicht verbiegen. Egal, ob ich auf der Bühne oder vor der Kamera stehe: Ich bin ich. Langsam kam also die Idee dazu auf, was ich machen würde und wie „Herzenssache“ aussehen könnte.“
Conny: „Bist du vor der Show nervös?“
H. Lichter: „Ich bin generell vor jeder Show nervös. Meine Hände werden kalt. Das ist schon immer so. Ich habe vor vielen Jahren mal jemanden gefragt, ob man etwas dagegen machen könne. Mir wurde dann erklärt, dass diese Nervosität der Respekt und die Ehrfurcht vor dem Publikum sei. Wenn dem Künstler das Publikum egal ist, arbeitet er nur noch ab. Ich gehe auf die Bühne und habe eine große Verantwortung. Vor mir sitzen 1000 bis 2000 Menschen, die ein Recht auf einen wunderschönen Abend haben. Ich habe die Pflicht, ihnen diesen zu geben. Das sind Menschen, die mich mögen und die mir mein Leben ermöglichen. Man muss daher diese Ehrfurcht haben. Ich finde das richtig.“
Conny: „Hast du, wenn du ein Programm auf die Beine stellst, deine Gesundheit im Hinterkopf?
Achtest du darauf, dich nicht zu sehr zu stressen?“
H. Lichter: „Ich habe in meinem Leben großes Glück gehabt. Das kannst du aber auch auf den journalistischen Bereich übertragen. Stell dir einfach mal vor, du kannst als Journalistin bis zum Ende deiner Karriere über die Themen schreiben, die dich interessieren. Du wirst die besten Texte der Welt schreiben, weil du Spaß hast. Das Ganze wird dir nicht vorkommen wie Arbeit. Erst, wenn du über Menschen berichten musst, die du unsympathisch findest, wird es zu harter Arbeit. Alle Dinge, die ich machen darf, mache ich unglaublich gerne. Sonst würde ich sie nicht machen.“
Conny: „Ich bin ein absoluter Kochmuffel. Kochen ist für mich Arbeit. Denkst du, du könntest mich in deiner Show zu einem Hobbykoch erziehen?“
H. Lichter: „Das funktioniert. Ich mache zwar keine Kochshow, aber natürlich wird auch gekocht. Es gelingt eigentlich an jedem Abend, mindestens einen Menschen dazu zu bringen, dass er Spaß hat und selbst gerne kocht.“
Conny: „Das Bühnenbild ähnelt der „Oldiethek“. Vermisst du sie?“
H. Lichter: „Wenn ich die „Oldiethek“ vermissen würde, hätte ich etwas falsch gemacht. Ich vermisse sie nicht, aber ich erinnere mich sehr gerne. Ich vergesse mit der Zeit die Dinge, die weniger schön waren.“
Conny: „Was hälst du von diesem aktuellen Veggie- und Vegan-Trend?“
H. Lichter: „Ich toleriere den Trend. Wenn sich die Menschen damit glücklich fühlen, ist das genau richtig. Ich mag es nur nicht, wenn ein Veganer oder Vegetarier missionieren möchte und fast militant versucht, andere zu bekehren. Er kann ja über seine Ernährung sprechen, aber wenn er es auf eine leidenschaftliche und nette Art macht, wird er sicherlich mehr Menschen erreichen, als wenn er verteufelt. Ich achte auch sehr darauf, was ich esse, sonst würde ich anders aussehen, als ich aussehe. Ich halte Maß und esse wenig Fleisch. Ich esse es dann, wenn es mir schmeckt und achte auch darauf, wo es herkommt…, aber ich missioniere nicht. Ich beschimpfe keine anderen Menschen, weil sie sich anders verhalten. Bei Veganern ist das oft anders. Du musst niemanden fragen, ob er vegan lebt. Er wird es dir ohnehin sofort erzählen. Damit weckt man keine Leidenschaft. Ich esse auch gerne Möhren, schreie aber nicht jeden an, der keine Möhren isst (lacht).“
Conny: „Ich kann mir dich beim besten Willen nicht nachdenklich vorstellen. Du bist für mich eine rheinische Frohnatur. Wann wird Horst Lichter traurig oder nachdenklich?“
H. Lichter: „Schlechte Laune habe ich selten. Nachdenklich oder traurig bin ich schon ab und an. Ich glaube, dass man Menschen nur zum Lachen bringen kann, wenn man weiß, worüber sie weinen. Ich möchte niemals oberflächlich sein. Viele Menschen kommen zu mir und erzählen mir ihre Sorgen und ihr Leid, das sie erlitten haben. Sie wissen, dass ich zuhöre und ihnen das Gefühl gebe, dass ich sie verstehe. Das Leben besteht nicht nur aus Karneval und Spaß. Ich habe so viele Menschen kennengelernt, die im Fernsehen so unglaublich lustig sind und im wahren Leben das komplette Gegenteil verkörpern. Das macht mich traurig. Ich bin immer ich. Ich mag es, wenn Menschen lachen und Spaß haben. Aber ich mag es auch, jemanden in den Arm zu nehmen, wenn er sehr traurig ist. Was gibt es Schöneres, als einen Menschen, der gerade noch geweint hat, zum Lachen zu bringen?“
Conny: „Was bedeutet für dich Glück?“
H. Lichter: „Glück bedeutet Zufriedenheit. Es bedeutet, keine Schmerzen zu haben, nicht krank zu sein. Für mich ist es aber auch großes Glück, wenn es meinem Umfeld gut geht. Ich könnte niemals alleine glücklich sein. Das finde ich grauenhaft. Es gibt Menschen, die glücklich scheinen, weil sie beruflichen Erfolg haben und Geld keine Rolle spielt. Ich könne niemals glücklich sein, wenn ich wüsste, dass es meinen Lieben nicht gut geht.“
Conny: „Was war es für dich für ein Gefühl, als du die „Goldene Kamera“ gewonnen hast?“
H. Lichter: „Das war unfassbar. Ich wollte den Moment so gerne festhalten. Meine Frau kam auf die Bühne gerannt und sagte immer wieder „Genieß‘ den Augenblick!“. Menschen haben verlernt, den Augenblick zu genießen. Wir leben zu sehr im Gestern. Immer nach dem Motto „Weißt du noch, wie schön das war?“. Die andere Seite ist dann dieses „Ach, ich freue mich auf dieses und jenes…“. Wir vergessen dieses Jetzt. Ich versuche aber, dieses Jetzt immer mehr zu genießen und wahrzunehmen. Die „Goldene Kamera“ bedeutet mir so viel, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Der Preis kommt vom Publikum. Ich glaube, dass dieser Preis der Höhepunkt in meinem beruflichen Leben war.“
Conny: „Du hast Olaf Lübcke gedankt…“
H. Lichter: „Ja, Olaf Lübcke ist ein Redakteur beim WDR. Dazu gibt es auch eine wunderschöne Geschichte. Am ersten Abend, an dem ich das neue Programm aufgeführt habe, erzählte ich auf der Bühne die Geschichte, wie ich entdeckt wurde. Ich erzähle von besagtem Olaf Lübcke und auf einmal springt im Publikum jemand nach oben und schreit „Hier bin ich!“. Am zweiten Abend erzählte ich eine Geschichte von einer Bank, wo ich damals hochverschuldet mit dem Traum der „Oldiethek“, 50.000 DM Kredit haben wollte. Auf einmal springt genau dieser Bankdirektor von damals im Publikum auf, der mir den Kredit gewährt hat. Allein in der ersten Woche sind so viele Dinge im Rahmen von „Herzenssache“ passiert, dass die Menschen merken, dass alles echt ist. Das hat mir sehr viel gegeben.“
Conny: „Interagierst du auch bei „Herzenssache“ wieder viel mit dem Publikum?“
H. Lichter: „Die Kommunikation mit dem Publikum spielt auch eine Rolle. Das passiert immer spontan und ist nicht vorhersehbar. Ich achte auf mein Publikum und beobachte, ob jemand gut unterhalten wird. Ich möchte, dass auch die Leute Spaß haben, die mitgebracht werden. Jeden Abend sind Menschen da, die alleine nicht kommen würden. Viele lassen sich auf das Programm ein, ohne eine Vorahnung zu haben. Ich möchte aber, dass alle raus gehen und sagen: „Wow! Das war ein richtig schöner Abend!““