Was bedeutet eigentlich „Ethik“? Per Lexikon handelt es sich hierbei um eine „philosophische Disziplin, die das sittliche Verhalten zum Gegenstand hat“.
Wer ethisch handelt, handelt moralisch vertretbar, sollte jedoch – meiner Meinung nach – auch Verständnis für andere Ansichten aufbringen. Immerhin wäre es vergleichsweise unethisch, mit dem Holzhammer durch die Gassen zu marschieren und „kreuzzug-like“ alles niederzutrampeln, was nicht den eigenen ethischen Ansichten entspricht, oder?
Die aktuellen Forderungen eines Ethik-Rat Mitgliedes machen mich daher umso wütender.
Impf-Verweigerer sollen auf Notfallmaßnahmen im Krankheitsfall verzichten
Die Bild Zeitung zitiert aktuell Wolfram Henn, seines Zeichens Humangenetiker und Mitglied des Ethikrats der Bundesregierung, wie folgt: „Wer partout das Impfen verweigern will, der sollte, bitte schön, auch ständig ein Dokument bei sich tragen mit der Aufschrift: Ich will nicht geimpft werden! Ich will den Schutz vor der Krankheit anderen überlassen! Ich will, wenn ich krank werde, mein Intensivbett und mein Beatmungsgerät anderen überlassen.“
Gleichzeitig schließt er eine Impfpflicht aus.
Wieder einmal stellt sich jedoch die Frage, wie viele Emotionen die Politik bzw. die Ethik verträgt, um nicht zumindest Misstrauen in der Bevölkerung auszulösen. Immerhin sollten doch gerade auch die Mitglieder des Ethikrates wissen, dass man Mäuse mit Speck fängt und sicherlich nicht durch Drohungen mit der Mausefalle.
Sehr geehrter Herr Henn,
ich kann verstehen, dass auch Ihre Nerven mittlerweile blank liegen. Verschwörungstheoretiker hier, Querdenker da und in der Mitte Umfrageergebnisse, die zeigen, dass viele Deutsche eben nicht auf den Impfstoff warten, der binnen Monaten durchgekickt wurde.
In einer Zeit, in der sich so gut wie jeder mehr Verständnis von Seiten der Politik wünscht, ist es jedoch sicherlich kurz gedacht, Impfverweigerern mit Nicht-Behandlung zu drohen. Ein Hund, der von seinem Halter regelmäßig Gewalt erfährt, gehorcht nur aus Angst und nicht, weil er versteht.
Im Gegensatz zum Tier ist die Wahrscheinlichkeit beim Menschen jedoch hoch, dass noch etwas anderes entsteht: Wut. Brauchen wir das? Gerade jetzt? Noch mehr geteilte Meinungen?
Und welche Forderungen kommen als nächstes? Keine Behandlung für Formel 1 Rennfahrer? Immerhin waren diese sich ja des Risikos eines Unfalls bewusst?!
Kein Notarzt mehr für Menschen, die im Straßenverkehr keinen Helm getragen haben? Immerhin gibt es in Deutschland noch keine Helm-Pflicht? Also „selbst schuld“?
Ich glaube, dass ich nicht die Einzige bin, die Aussagen wie diese ein wenig fragwürdig empfindet.
Vielleicht ist es aber auch hier nur die Enttäuschung, die aus mir spricht. Die Enttäuschung darüber, dass sich die Fronten immer weiter verhärten und genau die Menschen, die mit gutem (ethischem) Beispiel vorangehen sollten, eigentlich auch schlussendlich nicht mehr wissen als viele andere.
Kleiner Tipp: Aufklärung und Transparenz haben schon so oft geholfen. Allerdings erfordern sie auch mehr Mühe als unempathisches Rumgepolter. Vielleicht n‘ Versuch wert?
Liebst,
Conny