SeBühRe in Mannheim – der letzte Tag

von | Aug 18, 2015

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

niveau-texter

Hamburg seine „Küchensessions“, Berlin sein „über den Dächern“, Mannheim seine Seebühnenregatta. Reiht euch ein in ein Setting, was für gute Musik, ausgewählte Künstler und viel Herzblut steht! Chapeau! Das war „leider“ geil.

Das war aber auch Kontrastprogramm am Sonntag. Wo Olli Schulz noch im Fernsehgarten-Style auf der kuscheligen Seebühne mit Karpfen, Enten und Gondolieres gespielt hat, wurde Sonntag aufgrund der Ungnade diverser Wettergötter in die „Festhalle Baumhain“ umgezogen.

Kontrast ist gelindegesagt noch untertrieben. Mit dem Charme einer 60er-Jahre Schulaula begrüßt die „Festhalle Baumhain“ ihre Gäste. Hat man sich gesetzt, kommt gleich dieses Gefühl vom Überreichen der Abizeugnisse auf – von hinten flüsterte sogar jemand: „Wie geil, hier hab ich meine IHK-Prüfungen geschrieben!“. Aber schnell noch das musikalische Rahmenprogramm der Schulbands bevor es zur „Zeugnisübergabe“ geht.

So hatten es Perry O’Parson und Talking to Turtles echt schwer, dass sitzende Publikum einzunehmen und mitzureißen. Ganz ehrlich!? Die Menge hatten sie ganz schnell eingefangen, weil sie einfach neben guter Musik auch herrlich schön mit dem Publikum interagiert haben und so haben wir die abenteuerliche Geschichte einer Tasche (mit Schlüssel und Portemonnaie) mitbekommen, die fast das Konzert von Talking to Turtles verhindert hätte, einen Sänger, der sich mutig zum Aufbrechen gegen Türen warf, Autos, die auf den letzten Metern ihr Leben aushauchten – und einem Happy End. Zusammengefasst: „Nur mal kurz die Welt retten“.

David Lemaitre hat sich, glaube ich, unter dem sicheren Dach der „Schulaula Baumhain“ recht wohl gefühlt, nachdem er vom Secrets Festival floh. Er sagt, des Regens wegen, aber ich vermute, dass war sicherlich nur das Tüpfelchen auf dem Sprichwörtlichen i. Ich bin froh, dass David mit Band nicht auf die Bühne gingen, bei der schon MAXIM sagte: „Safety first“ und sie nicht durch einen Stromschlag darnieder gelegt wurden, sondern mich mit ihrem schönen vollem und vielfältigen Sound glücklich machten. Mit David Lemaitre wurde auch die Stimmung etwas aufgedreht. Als Murmeln (oder Geld, oder was auch immer) in Gläsern smoothe Sounds produzierten, Flaschen auf der Bühne anfingen zu leuchteten, ein fescher Streicher strich und ein grinsender Perkussionist den Beat angab wurde es langsam heimelig im „Wohnzimmer Baumhain“.

Seebuehnenregatta 2015

Wie das Verhalten von uns Rudelmenschen so ist zieht es uns immer zur wärmsten Ecke im Wohnzimmer. Also ab vor die Bühne zu den Augustines. In den Pausen haben ich mit anderen Gästen geredet, die ich auch schon auf dem „a Summer’s Tale“ traf, und wir waren echt gespannt darauf, was uns erwartet. Ich mein’… die Augustines einmal auf der großen Festival-Bühne und jetzt im „Fest-aulen-wohnzimmer Baumhain“?!
Kann das gut gehen?

Ich stehe also vor der Bühne und warte, alle schauen gespannt.
Billy, Eric und Rob betreten die Bühne. Schweigen. Eine Gitarre, kein Amp, kein Schlagzeug, kein Mikro. Dann röhrt es aus Billy heraus und die Augustines beginnen ihr Konzert – unplugged. Gänsehaut.

Was dann passierte kann ich nicht niederschreiben. Vielleicht hat meine Erinnerung auch aufgrund eines akuten Schleudertraumas aufgrund der vielen Tanz- und Hüpferei gelitten, aber was die Augustines da gezaubert haben… da kann ich sie nur zitieren: „This is one of these concerts you will never forget in your whole life!“

Das war Rock’n Roll at it’s best. Da wurde getanzt, gesprungen, mitgesungen. Eric, der an dem Tag Geburtstag hatte, wurde ein Geburtstagsständchen gebracht. Dann rauchte das Keyboard ab und wurde niedergetreten. Scheiß drauf! Machen wir einfach unplugged weiter. Ja, das war das beste Konzert des Jahres. Punkt. Ich lass mich sogar dazu hinreißen zu sagen: Das ist eine der BESTEN Live-Bands, die es aktuell zu buchen gibt.

Kommen wir nochmal zu den Kontrasten und abschließend zu Timber Timbre. Das war ne fast unlösbare Aufgabe für euch und ich weiß, ihr könnt es, aber mir war er zu hart, der Kontrast. Leider konntet ihr mich nicht einfangen, obwohl ich mich echt gefreut habe, aber das passiert auf Festivals öfter und ich sag einfach: bis zum nächsten Mal.

Abschließend möchte ich mich allen Künstlern anschließen und einfach mal DANKE sagen, liebe Veranstalter. Ihr habt einen verdammt guten Job gemacht! Euer Booker hatte ein feines Händchen und ich sage euch: wir kommen auf jeden Fall wieder. Aber ganz ehrlich: das war gestern so heimelig vor der Bühne. Sollen wir wirklich die Werbetrommel für euch rühren?

Euer Tobi
Bildergalerie zur Seebühnengalerie 2015

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