Fast wäre ich an dem kleinen Geschäft vorbeigelaufen. Doch das Logo, eine blaue Blume als Design im Schaufenster, kommt mir bekannt vor. Und so bleibe ich stehen und trete ein. Ich habe mich an einem der ersten schönen Tage im neuen Jahr aufgemacht, um die erste Trauerbegleitung- und Trauerkommunikationsagentur meines Lebens zu besuchen. Das Logo, eine ornamentartige blaue Blume, funktioniert für ein Hamburger Unternehmen, greift den Namen „Vergiss Mein Nie“ auf und ist gleichzeitig ein Zeichen für die Unendlichkeit.
Funktioniert hat es auch zwischen Anemone Zeim und Madita van Hülsen.
Die beiden waren erst Nachbarinnen, dann Freundinnen, nun Geschäftspartnerinnen von „Vergiss Mein Nie“ einer Trauerbegleitung- und Trauerkommunikationsagentur in Hamburg, die am Samstag den 28. Februar 2015 zum Tag der offenen Tür einlädt.
Wie eine Trauerbegleitungsagentur sehen die Geschäftsräume, weiß Gott, nicht aus, … zumindest nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt. Der hintere Raum erinnert eher an ein Wohnzimmer, auf einem Tresen sind Kaffee- und Kuchenbuffett aufgebaut. Daneben, lädt ein gemütliches Sofa mit großen Kissen darauf zum Verweilen ein. Alle Räume sind hell und freundlich, durch das Fenster fällt die milde Februarsonne.
In dem vorderen Raum, der zur Straße raus geht, ist die kleine Fotogalerie präsentiert. Persönliche Fotos. Sie erzählen die Lebensgeschichte von Verstorbenen, oft sind sie die letzte greifbare Erinnerung, die den Angehörigen oft bleibt. Genau hier greift dann auch die Aufgabe der Trauerkommunikation: Die Erinnerung greifbar machen, durch gerahmte Bilder, einer Collage, einer schönen Kiste zum Beispiel, bestückt mit den Lieblingsgegenstände des geliebten Menschen, das kann zum Beispiel ein kleiner Stein sein, der warm wird, wenn man ihn eine Weile in der Hand hält.
Aber auch Fotos von der Wohnung, dem Zuhause des Verstorbenen, ein letztes Mal, bevor die Wohnung aufgelöst und leergeräumt wird.
Sich mit dem eigenen Tod und Sterben und dem anderer Menschen auseinanderzusetzen – eigentlich eine archaische Erfahrung. Und trotzdem ist dieses Thema in unserer heutigen Gesellschaft tabubehaftet wie kein anderes. Dabei verpasst unsere Kultur eigentlich eine riesige Chance. Da sind andere Kulturen längst weiter. In Mexiko zum Beispiel feiert man dem Tod zu Ehren ein Fest mit Tanz und bunten Kostümen.
„Natürlich kann ich die Menschen hier in Deutschland nicht dazu bringen, sich bunt anzumalen und zu tanzen, wenn jemand gestorben ist.“ räumt Madita ein. „Aber warum nimmt man denn hier in Deutschland Kinder oftmals noch nicht mal mit zu Beerdigungen? Warum? Kinder können doch meist viel unbefangener mit dem Thema Tod umgehen.“
Und wie muss ich mir diesen Prozess nun vorstellen, wie kommt man als Angehöriger, der dem Gedenken eines geliebten Menschen Raum geben möchte mit Anemone und Madita in Kontakt?
Über die Homepage, per Email und per Telefon. „Wir haben auch das Glück, das wir weiterempfohlen werden.“, meint Madita.
Madita ist eine offene, den Menschen in ihrer Umgebung zugewandte Persönlichkeit.
Heute, am Tag der offenen Tür, herrscht reger Betrieb in den Geschäftsräumen an der Eimsbütteler Chaussee. Die kleine Ladentür öffnet und schließt sich, neue Menschen strömen herein, alte verabschieden sich.
Madita nimmt alle in den Arm. Leute kommen und gehen und es geht weiter. Wie im wahren Leben eben.