Brecht hingegen nutzt den sogenannten „V- Effekt“ (= Verfremdungseffekt), um die Menschen im Theater immer wieder daran zu erinnern, dass sie eben im Theater sitzen und ihr Hirn NICHT an der Garderobe abgegeben haben. Er MÖCHTE, dass Alternativen zur auf der Bühne angegeben Lösung gefunden werden und eventuell erkannt wird, dass der Protagonist gerade auf dem Schlauch steht. Der Zuschauer ist gefordert, sich nicht zurückzulehnen und alles über sich ergehen zu lassen, sondern im Stillen auch ruhig mal „Ne, geht ja garnicht!“ zu denken.
Es handelt sich hier um eine komplett andere Auffassung über die Intention von Theater und dem Genuss eines Werkes. Brecht schafft es, eine gesunde Distanz zwischen Zuschauer und Werk zu schaffen, indem er beispielsweise Musik einspielt, die Schauspieler direkt mit den Zuschauern sprechen lässt oder Spruchbänder über die Bühne platziert, von denen „Glotzt nicht so blöd!“ prangt.
Doch was ist die Hauptaussage, die Brecht seinen Fans mit auf den Weg geben will? Klassisch kann man sagen, dass er erreichen möchte, dass das Bewusstsein entsteht, sein Schicksal nicht als gegeben erachten zu müssen. Jeder kann sein Leben ändern.
Brecht- Eine andere Welt? Oder nich‘?
Berthold Brecht (1889 – 1956) hat sich mit Werken wie „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Mutter Courage und ihre Kinder“ in den Herzen der Deutschen einen festen Platz gesichert.
Doch wie hat er selbst sich das Theater vorgestellt?
Er stellte sich mit seinen Auffassungen des perfekten Theatergenusses klar gegen die Meinung des Aristoteles, der mit seinen Vorstellungen von „elios“, „phobos“ und „katharsis“ erklärte, der Zuschauer müsse mit den Figuren auf der Bühne mitfiebern, deren zum Teil aussichtslose Situation erkennen und leiden, wenn sie leiden.