„Des Bauern Handschlag, edler Herr, ist auch ein Manneswort! Was ist der Ritter ohne uns? Und unser Stand ist älter als der eure.“ (Friedrich Schiller)
Hallo, ihr Lieben!
Irgendwie scheint ein (wettertechnisch) schlechtes Omen über der Kombi „Niveau Klatsch“ und „Flachsmarkt“ zu liegen. So fing es gestern, so wie im Vorjahr und auch im Jahr vor dem Vorjahr, mal wieder an, zu regnen. Warm ist auch anders. Trotzdem haben wir ein paar schöne Stunden (mit Schirm) rund um die Burg Linn verlebt. Doch was kann der Flachsmarkt eigentlich? Und lohnt sich der Eintritt von 8 EUR pro Person?
Wie immer kommt es darauf an, was man erwartet. Erwarte ich einen klassischen Mittelaltermarkt in malerischer Kulisse mit Kostümen und „Klängen von der Laute“ oder aus den Boxen von Schandmaul, werde ich womöglich enttäuscht. Gerade, wenn ihr beispielsweise direkte Vergleiche zum MPS ziehen könnt, könnte es sein, dass eure Erwartungen nicht erfüllt werden. Der Flachsmarkt erhebt jedoch nicht den primären Anspruch, Mittelalterklänge mit authentischen Kostümen und ein wenig „Hurra, hurra, die Pest ist da!“ zu mischen. Stattdessen findet ihr hier noch bis inklusive Montag Handwerker, die noch wissen, wie man ohne technische Hilfsmittel arbeitet. Wolltet ihr schon immer mal einen echten, großen Webrahmen sehen? Wolltet ihr wissen, wie Seife hergestellt wird und einen Falkner bei der Arbeit beobachten? Dann seid ihr auf Burg Linn richtig.
Ein wenig mehr Action (und Essen) beim Ritterturnier
Wer keine Lust hat, sich nur durch die Stände zu schlängeln, hat im Rahmen eines spannenden Ritterturniers die Möglichkeit, sich die Zeit zwischen vielen kleinen Fressbuden zu vertreiben. Hier wird übrigens in den unterschiedlichsten Bereichen fürs leibliche Wohl gesorgt. Besucher, mit einem akuten Süß-Jieper kommen ebenso auf ihre Kosten wie Fans der herzhaften Kost. Die Preise sind in Ordnung. Wir haben für zwei Portionen Pommes und eine Currywurst 7 EUR bezahlt. Ein Kartoffelpuffer mit Apfelkompott hätte 3,50 EUR gekostet. Ritterliche Portionen zu fürstlichen Preisen also. Im Ernst: nichts zu meckern. Wie auch immer: das Turnier an sich bzw. wer am Ende nun wirklich arthusgleich mit der Lanze an der raunenden Menge vorbeiziehen kann, ist für Außenstehende wohl nebensächlich. Deutlich wichtiger ist das allgemeine Flair, das sich zwischen den Pferden, den Kostümen und den Lanzen bietet. Ritter waren eben doch irgendwie sexy… und das nicht erst seit Heath Ledger.
Fazit
Der Flachsmarkt ist wohl der Letzte, der etwas für das bescheidene Wetter kann. Auch wenn uns die sympathischen Weißweinverkäuferinnen am leeren Stand leid getan haben, müssen wir sagen, dass wir mit vielen Besuchern einer Meinung waren: Das Event kann was. Gerade dann, wenn ihr euch auf der Suche nach echten Alternativen aus den unterschiedlichsten Bereichen (Deko, Kleidung, Larp,…) befindet, habt ihr hier sicherlich Glück. Erwartet jedoch keinen mit „Der Herr der Ringe“ angehauchten Markt! Erwartet besser ein kleines Spektakel, das sich für wenig Geld von anderen Veranstaltungen dieser Art abhebt, sich nicht komplett aufs Mittelalter eingeschossen hat und gerade deswegen so sympathisch ist. Wenn wir uns etwas fürs nächste Jahr wünschen würden, wären es trotzdem Barden. Ein wenig Musik hat noch nie geschadet und hilft sicherlich auch, die trüben Wolken über der Burg zumindest zeitweise wegzupusten.
Liebst,
Conny
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