Ich erinnere mich -in Anbetracht meines fortgeschrittenen Alters- noch erstaunlich gut an meine Grundschulzeit. Hier stand es uns vollkommen frei, ob und welche Bücher wir aus dem Portfolio der Mini- Bücherei ausleihen wollten. Ich denke, dass unsere Klassenlehrerin froh war, wenn überhaupt eines der Kiddies zu einem Buch griff.
Bei mir lief das Ausleihen eigentlich immer nach demselben Muster ab. Klein- Conny lieh sich ein Buch, dessen Cover ihr am besten gefiel, ließ dieses zu Hause rumgammeln, um es dann ungelesen wieder abzugeben. Immer in der Hoffnung, nicht nach dem Inhalt desselben gefragt zu werden.
In Zeiten des Unibesuchs sieht dies natürlich etwas anders aus. Aus der Mini- Bücherei wurde ein Gebäude auf dem Campus der HHU, welches -meiner Meinung nach- eine eigene Postleitzahl verdient hat.
Alter Schwede. Bei meinem ersten Besuch, war ich so naiv, mich ohne vorherige Recherche über die Online- Datenbank auf die Suche nach einem Buch zu machen, welches sich vornehmlich mit den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ von Goethe beschäftigt. Fragen willste ja auch keinen. Bist ja meeega- selbstständig… und überhaupt… im Straßenverkehr fährste ja auch manchmal, ohne den Weg zu kennen.
Nachdem ich endlich die Germanistikabteilung gefunden hatte (ok, das war einfach), ging es los. Ich frage mich, wer Themengebiete dermaßen aufdröseln kann, dass das Finden eines einzigen Werkes zur Schwerstarbeit ausartet. Zudem sind -zweifelsfrei aufgrund der Menge der zur Verfügung stehenden Artikel- die Gänge so eng, dass man mit dem „Bobbes“ (ja, ich komm‘ aus Hessen) im Schiller hängt, wenn man sich mit dem Gesicht Richtung Goethe streckt.
Was will ich damit sagen? Ich will sagen, dass es, wenn man wie ich mit dem Orientierungssinn einer Bockwurst gesegnet ist und es sogar schafft, sich im Phantasialand zu verlaufen, vollkommen irrational und höchstgradig naiv ist, „einfach mal so“ ein bestimmtes Buch in der Bib zu suchen.
Dies stellt keinerlei Kritik an unserer schönen Landesbibliothek dar. Im Gegenteil! Die hier zur Verfügung gestellten Werke lassen so gut wie keine Wünsche offen und helfen wirklich jedem weiter, der auf der Suche nach Sekundärliteratur ist.
ABER: Nur sprechenden bzw. googelnden Menschen kann geholfen werden! Fragen kostet nichts und ich habe mittlerweile die Erfahrung machen dürfen, dass die Mitarbeiter gern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die wissen mitunter dermaßen gut Bescheid, dass ich mittlerweile fest davon ausgehe, dass die Einarbeitung auf diesem Gebiet MINIMUM fünf Jahre dauern muss. Plus ein Jahr in dem Stressresistenz gegen all die bekloppten Fragen von verzweifelten Studis wie mir geschult wird.
Gott sei Dank verfügt die Bib jedoch zusätzlich über eine gut strukturierte Onlinepräsenz, über die man unter anderem seinen Besuch eingehend vorbereiten kann.
In Zeiten von Online- Shopping empfinde ich den Gang in die Landesbibliothek angenehm… old- school irgendwie… wie Filterkaffee oder der Gameboy.