Vor Kurzem fand die Wahl zum Vogel des Jahres statt und das Braunkehlchen hat mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Insgesamt 135.000 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben bei der Abstimmung mitgemacht. Auf den Plätzen 2 bis 5 landeten der Feldsperling, der Neuntöter, der Trauerschnäpper und das Teichhuhn.
Mit der Wahl des Braunkehlchens zum Vogel des Jahres 2023 setzt sich ein Trend fort: Bereits in den vergangenen Jahren wurden immer häufiger Vögel gewählt, die in Kulturlandschaften leben. Dies spiegelt die wachsende Anerkennung für die Bedeutung dieser Lebensräume wider. Gleichzeitig steht das Braunkehlchen aber auch für die Gefahren, denen diese Vögel ausgesetzt sind: Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Verlust von Feldwegen und Hecken sowie der Klimawandel bedrohen ihren Lebensraum.
Das Leben des Braunkehlchens
Das Braunkehlchen ist ein kleiner, unauffälliger Vogel, der in Europa beheimatet ist. Die meisten Menschen würden ihn wahrscheinlich gar nicht bemerken, wenn er nicht durch seinen einzigartigen Schrei auffiel. Das Braunkehlchen ist ein scheues Tier und meidet den Kontakt zu Menschen. In freier Wildbahn ist es daher eher selten zu sehen. Das Braunkehlchen ernährt sich überwiegend von Insekten, die es im Laufe des Tages auf den Wiesen und Feldern sucht. Ab und zu frisst es auch kleine Würmer oder andere Kleintiere.
Im Winter fressen Braunkehlchen auch Samen und Beeren, um sich zu ernähren. Braunkehlchen leben in der Regel alleine oder in kleinen Gruppen. Nur während der Paarungszeit bilden sie größere Gruppen. Die Paarungszeit des Braunkehlchens beginnt im Frühjahr und endet im Sommer. In dieser Zeit suchen die Vögel einen geeigneten Brutplatz, an dem sie ihre Nester bauen können. Die Nester des Braunkehlchens sind relativ einfach gestrickt und bestehen hauptsächlich aus Grashalmen, Blättern und Moos.
In jedem Nest legt das Weibchen 3 bis 7 Eier, die es ca. 2 Wochen lang brütet, bis die Jungvögel schlüpfen. Die Jungvögel ähneln in ihrem Aussehen sehr den Erwachsenen, allerdings sind sie noch etwas schmaler und haben ein dunkleres Gefieder. Auch die Stimme der Jungvögel ist noch nicht so ausgeprägt wie die der Erwachsenen und klingt eher quietschend. Die Jungvögel verlassen das Nest ca. 3 Wochen nach dem Schlüpfen und fangen an, sich selbst zu ernähren. In den ersten Lebensmonaten sind sie allerdings noch relativ anfällig für Krankheiten und Fressfeinde.
Im Alter von 1 Jahr sind die Vögel aber bereits vollständig ausgewachsen und können fortan problemlos alleine leben.
Das Braunkehlchen ist ein überaus nützlicher kleiner Vogel
Das Braunkehlchen ist ein kleiner, aber sehr nützlicher Vogel. Es ernährt sich vorrangig von Insekten, Spinnen und Würmern und hilft so, unsere Gärten und Wälder frei von Schadinsekten zu halten. Im Herbst fressen die Tiere auch Beeren und Nüsse und tragen so zur Verbreitung der Pflanzen bei. In Deutschland leben noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz leider stark fallend.
Der frisch gekürte Vogel des Jahres 2023 kommt übrigens fast überall hierzulande vor, am häufigsten aber im Osten und Nordosten. Er bevorzugt weniger dicht besiedelte Regionen.
Leif Miller der NABU-Bundesgeschäftsführer zur Wahl
Wir freuen uns über die erneut sehr hohe Beteiligung an unserer Vogelwahl. Die Menschen haben diesmal eine europaweit stark gefährdete Vogelart gewählt und ihr so die dringend nötige Aufmerksamkeit verschafft.
Das Braunkehlchen braucht ungemähte Wiesen und Blühstreifen. Aber diese sind leider durch die intensive Landwirtschaft immer seltener zu finden.